Benefizkonzert auf Rittergut Remeringhausen


Mit dem wunderschönen Mitsing-Konzert des Kinderchores der Staatsoper Hannover und Klavierschülern von Frau Prof. Levit am 15.12.24 auf Gut Remeringhausen konnten wir über 1.000.- Euro an Spenden gewinnen. Wir danken sehr herzlich der Familie von Schöning für die Initiative und tolle Organisation !


Benefiz_Remeringhausen_03
Benefiz_Remeringhausen_04
Benefiz_Remeringhausen_02
Benefiz_Remeringhausen_01





Spendenübergabe


30.08.2024

 "Matjes mit Musik" hat gesammelt und 14.006,06 Euro sind zusammengekommen. Oberstleutnant Wasser überreicht am 30. August den Scheck an den Förderverein Via. Die Spende ist zur Unterstützung des Hospizbetriebes gedacht. Der Bau des Hospizes ist schon deutlich fortgeschritten. Vor Scheckübergabe erfolgt eine Besichtigung der entstandenen Räumlichkeiten und Dr. Rinne erläutert die Historie des Hospizvereins.

 

Spenenübergabe!
Spendenübergabe_2024_08


___________________________________________________________________________________________________________________________________


Natürliche Grenzen anerkennen

(Quelle: ELAN Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten, Magazin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Ausgabe 3/2021)





Ein Grundgedanke der Hospizbewegung ist es, natürliche Grenzen anzuerkennen und nicht alles medizinisch Mögliche zu unternehmen, um ein Leben zu verlängern.

Ein Interview mit Dr. Axel Rinne


Dr. Axel Rinne ist ehemaliger Chefarzt der Abteilung »Innere Medizin« am Krankenhaus Bethel, seit 2016 ist er in der Stiftung Bethel aktiv und seit Ende 2019 deren Vorsitzender. Stellvertretend für den Vorstand der Stiftung Bethel spricht er hier über den geplanten Bau eines stationären Hospizes in Stadthagen.


Ein Hospiz für Schaumburg – woher kam diese Idee?

Dr. Axel Rinne: Als sich die Schließung des Krankenhauses Bethel anbahnte zugunsten eines neuen Klinikum Schaumburgs – das war etwa 2009/ 2010 – kam die Idee auf, das Gelände für ein Hospiz weiter zu nutzen. Damals hatten sich auch schon die ersten Fördervereine gegründet. Ursprünglich sollte der Auszug aus dem Krankenhaus Bethel schon 2014 erfolgen, das hat aber bis 2018 gedauert. So hat sich auch die Planung des Hospizes nochmal verzögert. In der Zwischenzeit wurde dann das Hospiz in Minden gebaut. Damit lag der Standort Bückeburg eigentlich zu nah an dem Hospiz in Minden, denn jedes Hospiz braucht ein gewisses Einzugsgebiet. Außerdem erwies sich die Nachnutzung des Gebäudeteils in Bückeburg als kaum realisierbar. Stadthagen liegt nun sehr günstig und wir sind froh, dass wir nach einigen Schwierigkeiten einen geeigneten Standort für das Hospiz in der Stadt Stadthagen gefunden haben. Einerseits, weil es dann gut in das vorhandene Netz ärztlicher und pflegerischer Versorgung eingebunden ist. Aber auch, weil das Hospiz ins Leben integriert und nicht weit abgeschieden wirken soll. »HiPSch«, das »Hospiz im Park« Schaumburg, ist übrigens unser Projektname. Nicht weit ab vom Schuss, sondern mittendrin.


Das Hospiz ins Leben integrieren – weshalb ist Euch das so wichtig?
Das gehört elementar zum Hospizgedanken dazu, dass es in der letzten Lebensphase nicht nur ums Sterben geht, sondern darum, bis zuletzt leben zu können. Dazu gehört auch, Zeit und Raum zu haben, das eigene Leben Revue passieren zu lassen, auch mit den Angehörigen zusammen. So wird das individuelle Leben wertgeschätzt. Klar, im Hospiz ist ganz eindeutig, dass das Leben nach menschlichem Ermessen dem Ende entgegen geht. Aber auch dieses Lebensende kann gestaltet werden. Im Hospiz wollen wir den Menschen das Leben in dieser letzten Lebensphase so gut es geht ermöglichen– und sie dann gut sterben lassen.


»Gut sterben« ist ja ein weiter Begriff. Was heißt das für Dich?
Das ist natürlich sehr individuell. Aber in einer palliativen Situation, wie sie zum Beispiel durch eine schwere Erkrankung herbeigeführt wird, hieße das für mich: möglichst schmerzarm, möglichst angstfrei und möglichst frei von Atemnot zu sterben. Und natürlich mit der Behandlung anderer unangenehmer Krankheitssymptome, damit der Hospizgast seine Situation so gut es geht ertragen kann. Es heißt auch: nicht allein zu sterben, sondern begleitet. Und da ist aus hospizlicher Sicht noch ein weiteres Wort ganz wichtig: nicht nur gut sterben, sondern gut sterben lassen. Es geht ums Loslassen. Ein Grundgedanke der Hospizbewegung ist es, natürliche Grenzen anzuerkennen und nicht alles medizinisch Mögliche zu unternehmen, um ein Leben zu verlängern, wenn es die bleibende Lebensqualität dann extrem vermindert. Insofern würde ich mir auch erhoffen, dass ein Hospizangebot dem Wunsch nach einem assistierten Suizid vorbeugt. Das ist aber ein hochindividuelles Thema, das sich für eine verallgemeinerte Diskussion meiner Meinung nach kaum eignet.


Im Grunde ist es dieser einfache Satz: Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Und wir hoffen, dass wir mit dem »Hospiz in Schaumburg« für einige Menschen dieses Fallen würdiger und sanfter gestalten können.


Was ist deine persönliche Motivation, dich mit so viel Zeit und Mühe für ein Hospiz einzusetzen?
Da spielt einerseits meine berufliche Erfahrung eine Rolle. Die heutige Medizin kann unser Leben durch immer bessere Methoden verlängern, das ist toll! Aber nicht alles, was gemacht werden kann, ist gut für die Patienten. Wir Ärzte wollen immer Leben erhalten. Aber ab wann schaden wir den Patienten? Ab wann ist es Zeit, das Sterben zuzulassen? Es ist wichtig, diese Frage zu stellen. Sicher nicht in der Akutsituation eines Unfalls, aber bei langer Begleitung von schwerkranken Menschen. Außerdem wurde ich in meinem Berufsleben im Krankenhaus Bethel diakonisch geprägt. Die Mitarbeitenden standen für eine christliche Hinwendung zum Menschen. Dort habe ich angewandte Nächstenliebe erlebt in ganz unterschiedlichen Berufen, nicht nur bei Ärztinnen und Ärzten, sondern bis hin zu den Mitarbeitenden in der Küche oder der Ergotherapie. Das hat mich beeindruckt. Und zum Schluss meine persönliche Überzeugung: Meines Erachtens wendet sich unsere Gesellschaft zu stark vom Natürlichen ab. Das ist in verschiedenen Bereichen zu sehen, beim Doping im Sport, bei den Selbstdarstellungen auf Instagram, bei dem starken Anstieg an Schönheitsoperationen. Dahinter steht die Grundhaltung, natürliche Grenzen nicht akzeptieren zu können. Und das gilt im existentiellen Bereich noch viel mehr. Da ist nicht alles technisch Mögliche auch menschlich geboten. Wir Menschen müssen lernen, unsere natürlichen Grenzen anzuerkennen.


Bekommen Tod und Sterben genug Raum in unserer Gesellschaft?
Den Raum zum Sterben, den gibt es natürlich, im Krankenhaus, im Altenheim, Zuhause, im Hospiz. Aber die gesellschaftliche Auseinandersetzung um Tod und Sterben, die kann mehr Raum bekommen. Da hat die Hospizbewegung schon ganz viel bewegt, auch hier in Schaumburg. Trotzdem ist da noch Luft nach oben.


Du warst in deinem Berufsleben ständig mit dem Thema Tod und Sterben konfrontiert und nun auch im Ehrenamt als Vorstand der Stiftung Bethel. Was gibt dir persönlich Kraft und Hoffnung?
Im Grunde ist es dieser einfache Satz: Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Und wir hoffen, dass wir mit dem »Hospiz in Schaumburg« für einige Menschen dieses Fallen würdiger und sanfter gestalten können.


Das Interview führte die Nichte
von Dr. Axel Rinne, Pastorin Christiane Meyer